Definition: Was ist Social Engineering?
Social-Engineering bezeichnet das direkte exploiting (ausnutzen) der Persönlichkeit eines Menschen. Dabei werden verschiedenste Techniken eingesetzt, um an sensible persönliche oder unternehmensrelevante Daten zu gelangen. Ziel einer Social-Engineering-Attacke ist es, das Opfer dazu zu bewegen, eine schnelle Überweisung zu tätigen, schädliche Malware auf ein Endgerät oder im Firmennetzwerk zu installieren oder sicherheitskritische Funktionen außer Kraft zu setzen. Die Methoden der Hacker werden dabei so gewählt, dass kein direkter Angriff auf die Schutzmaßnahmen der IT-Security erfolgen muss.
Wie funktioniert Social Engineering
Beim Social Engineering trifft der Spruch „die größte Schwachstelle in der IT ist der Mensch“ voll ins Schwarze. Denn häufig wird im Zusammenhang mit der Cybersecurity das Augenmerk auf Computersysteme oder andere technische Komponenten gelegt. Dabei wird oft vergessen, dass nicht die Technologie, sondern der Mensch selbst das Problem sein könnte. Cyberkriminelle sind sich dessen bewusst und wenn technische Sicherheitslücken ausreichend durch Software & Firewalls geschützt sind, versuchen sie das schwächste Glied in der Kette – den Menschen – auszunutzen, um an die gewünschten Daten zu kommen.
Da für Social-Engineering-Attacken keinerlei Programmierkenntnisse benötigt werden, zählen sie zu den am häufigsten verwendeten Cyberangriffen auf private Personen als auch auf Unternehmen und Organisationen.
Denn bei einem Social-Engineering-Angriff liegt der primäre Fokus auf einer psychologischen Manipulation gegenüber dem Opfer. Mit dem Diebstahl einer dem Opfer bekannten Identität verschaffen sich die Täter Zugang zu sensiblen Daten, was bei erfolgreichem Diebstahl zu Schäden in Milliardenhöhe führen kann. Ein bekanntes Beispiel für Social Engineering ist, dass sich Hacker als Techniker oder einem bekannten Mitarbeiter ausgeben, um mit Dringlichkeit an Kontoinformationen, Accountdaten oder sonstigen firmeninternen Webseiten zu gelangen.
Bekannte Techniken von Social Engineering
Die Social-Engineering-Techniken ändern sich ständig und werden mithilfe neuer Technologie wie der KI oder durch soziale Veränderungen wie die massenhafte Einführung von Homeoffice immer fortgeschrittener. Durch diesen Wandel haben Hacker viel mehr Möglichkeiten, Social-Engineering-Angriffe auf private Personen oder Firmennetzwerke durchzuführen. Die Angriffe können dabei in virtueller Form über Nachrichten oder über direkten Kontakt über das Telefon geschehen. Die folgenden Social-Engineering-Methoden werden von Hackern am häufigsten genutzt:
Spear Phishing: Spear Phishing bezieht sich auf eine betrügerische Methode, bei der Angreifer versuchen, Personen durch personalisierte E-Mails oder Nachrichten dazu zu bringen, vertrauliche Informationen preiszugeben, wie zum Beispiel Passwörter oder finanzielle Daten.
Whaling: Whaling ist eine Form des Phishings, bei der hochrangige Führungskräfte oder im Allgemeinen Personen auf Führungsebene mit hohem Einfluss das Ziel sind. Die Angreifer zielen darauf ab, sensible Informationen von wichtigen Entscheidungsträgern zu stehlen.
Shoulder Surfing: Shoulder Surfing bezeichnet eine Methode, bei der ein Angreifer versucht, persönliche oder vertrauliche Informationen zu sammeln, indem er die Bildschirmaktivitäten oder Tastatureingaben einer Person beobachtet, oft in öffentlichen Orten oder in überfüllten Umgebungen.
Dumpster Diving: Dumpster Diving bezieht sich auf die Suche nach sensiblen Informationen, wie zum Beispiel vertraulichen Dokumenten oder nicht vernichteten persönlichen Daten, welche noch nicht endgültig gelöscht wurden und sich im „Papierkorb“ des Computers oder einer Cloud befinden.
Pretexting: Pretexting bezeichnet die Erstellung einer erfundenen Story oder eines Vorwands, um das Vertrauen einer Person zu gewinnen und sie dazu zu bringen, sensible Informationen preiszugeben. Das kann beispielsweise durch gefälschte Identitäten oder erfundene Situationen geschehen.
SMiShing: SMiShing kombiniert Social Engineering mit SMS-Nachrichten, wobei Angreifer versuchen, Nutzer dazu zu verleiten, auf schädliche Links zu klicken oder Informationen per SMS preiszugeben.
Watering Hole Attacks: Watering Hole Attacks beziehen sich auf Angriffe, bei denen Angreifer eine Website oder Online-Ressource kompromittieren, die von den potenziellen Opfern häufig besucht wird. Durch das Ausnutzen von Sicherheitslücken versuchen sie, Schadsoftware auf den Systemen der Besucher zu platzieren.
Tailgating: Tailgating tritt auf, wenn ein nicht autorisierter Benutzer versucht, physischen Zugang zu einem gesicherten Bereich zu erlangen, indem er sich unauffällig hinter einem autorisierten Benutzer durch die Sicherheitsschleusen bewegt.
Elicting Information: Eliciting Information bezieht sich auf die gezielte Gewinnung von Informationen durch geschicktes Befragen oder Manipulation, um vertrauliche Daten von einer Person zu erhalten, ohne dass diese sich bewusst ist, dass sie firmengeheime Daten preisgibt.
Beispiele für Social-Engineering-Angriffe
Beispiel 1: CEO Fraud: Ein Hacker recherchiert über Social Media und Unternehmenswebseiten, um Informationen über den CEO zu sammeln. Anschließend sendet der Angreifer eine gefälschte E-Mail an einen Mitarbeiter der Finanzabteilung, der vorgibt, der CEO zu sein. In der E-Mail wird eine dringende Überweisung für ein vermeintliches großes Projekt angeordnet. Die Manipulation erfolgt durch den Respekt gegenüber der Autoritätsperson und die Dringlichkeit zur sofortigen Überweisung. Glaubt der Mitarbeiter der gefälschten E-Mail, kommt es unwissentlich zur Überweisung auf das Konto des Angreifers.
Beispiel 2: Bewerbungsschreiben mit Malware-Anhang: Der Angreifer erstellt eine gefälschte E-Mail-Bewerbung und sendet sie an Mitarbeiter auf verschiedenen Hierarchieebenen im Unternehmen, einschließlich der Führungsebene. Der Anhang der Bewerbung enthält jedoch eine durch Malware-infizierte Datei. Der Angreifer gibt vor, ein vielversprechender Kandidat zu sein, und hofft darauf, dass jemand aus Neugier oder Unachtsamkeit die schädliche Datei öffnet. Dadurch kann der Hacker Zugang zu vertraulichen Unternehmensdaten erhalten.
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Auswirkungen von Social-Engineering-Attacken
Social-Engineering-Attacken können erhebliche Auswirkungen auf den Menschen, Unternehmen und Organisationen haben. Folgende Konsequenzen sind Auswirkungen eines Social-Engineering-Angriffs:
1. Datenverlust und Diebstahl: Durch erfolgreiche Social-Engineering-Angriffe können Angreifer Zugang zu sensiblen Unternehmensdaten, persönlichen Informationen oder geistigem Eigentum erhalten.
2. Finanzieller Schaden: Betrugsmaschen wie CEO Fraud können zu finanziellen Verlusten führen, wenn Mitarbeiter dazu verleitet werden, Geld auf falsche Konten zu überweisen.
3. Reputationsverlust: Social Engineering kann das Vertrauen von Kunden, Partnern und der Öffentlichkeit in ein Unternehmen oder einer Organisation beeinträchtigen, insbesondere wenn persönliche oder vertrauliche Informationen preisgegeben werden.
4. Identitätsdiebstahl: Durch das Erlangen von persönlichen Informationen können Angreifer Identitätsdiebstahl begehen, was zu erheblichen persönlichen und finanziellen Problemen für die Opfer führen kann.
5. Betriebsunterbrechungen: Wenn Social Engineering Angriffe bestimmte Sicherheitslücken durchdringen, müssen Unternehmen Zeit und Ressourcen für die Untersuchung, Bewältigung und Wiederherstellungen aufwenden, was schlussendlich zu einer Betriebsunterbrechung führen kann.
Social Engineering: Wie Schütze ich mein Unternehmen?
Die ausgehende Gefahr durch Social Engineering kann leider niemals vollständig verhindert werden. Da es beim Social Engineering aber im Kern um die Manipulation menschlicher Eigenschaften wie Vertrauen, Respekt oder Angst geht, ist es trotzdem wichtig, Präventivmaßnahmen zu ergreifen, um das Risiko zu minimieren. Denn egal ob als Privatpersonen oder Firma – der Mensch sollte sich den Auswirkungen bewusst sein und proaktiv gegen Social-Engineering-Attacken vorgehen. Im Folgenden stellen wir einige Schutzmaßnahmen gegen Social Engineering vor:
Vergewissern Sie sich: Wenn möglich, ist es immer besser, Ihren Kollegen persönlich zu kontaktieren. Egal ob per Videoanruf oder direkt vor Ort, um potenzielle Gefahren zu vermeiden.
Penetrationtests durchführen: Eine sehr wirksame Methode, um ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter zu testen, geschieht mit Einsatz von Pentests. Dabei replizieren IT-Experten die Methoden von Hackern und führen einen „ethischen Hack“ auf die IT-Landschaft des Unternehmens durch. Der Test hilft Unternehmen dabei, herauszufinden, wie einfach es im Zuge einer Manipulation wäre, Sicherheitsregeln auszuhebeln oder vertrauliche Informationen preiszugeben.
Regelmäßige Schulungen: Eine allgemeine Aufklärung über Social-Engineering-Attacken sensibilisiert Ihre Mitarbeiter und befähigt Sie, verdächtigte Aktivitäten zu erkennen.
Überprüfung der E-Mail: Vergewissern Sie sich, dass die erhaltene E-Mail-Adresse vollständig übereinstimmt. Vielleicht fehlt nur ein Buchstabe, ein Apostroph wurde hinzugefügt oder ein Buchstabe wurde vertauscht. In vielen Fällen ist der Absender ein großes Indiz für eine gefälschte E-Mail.
Interne Warnmeldungen: Wenn Sie interne Kommunikationsmittel nutzen, wie beispielsweise eine im Intranet betriebene News-Seite, dann sollten Sie – sofern ein Social Engineering Betrug erkannt wurde – eine allgemeine Warn-Info mit kurzer Schilderung des Problems darlegen.
Links & Anhänge: Bei einem Ihnen unbekannten Dateiformat im Anhang oder dem Erhalt eines äußerst merkwürdigen Links ist Vorsicht geboten. Öffnen Sie Links und Dateien nur, wenn Sie zu 100 Prozent von der Authentizität überzeugt sind.
Social-Engineering-Angriffe: Darauf kommt es an
Social Engineering bezieht sich auf eine Methode, bei der Cyberkriminelle menschliche Schwachstellen ausnutzen, um an sensible Informationen zu gelangen oder um schädliche Handlungen durchzuführen. Die Opfer werden so manipuliert, dass Sie unbewusst Zugangsdaten preisgeben oder Schadenssoftware installieren.
Im Hinblick auf die Digitalisierung und die fortschreitenden Methoden in der IT-Welt ist es wichtig, dass sich Unternehmen proaktiv vor den Auswirkungen von Social-Engineering-Angriffen schützen. Dies erfordert nicht nur technologische Maßnahmen, sondern auch das Erschaffen einer Sicherheitskultur innerhalb der Organisation. Durch gezielte Schulungen und Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Risiken von Social Engineering können Sie erste Gefahren eindämmen. Klare Richtlinien für die Informationsfreigabe sowie die Anwendung sicherer Authentifizierungsmethoden sind ebenfalls entscheidend.
Ein umfangreiches Schwachstellenmanagement sowie die Durchführung von regelmäßigen Pentests helfen Ihnen dabei, Sicherheitslücken zu finden und diese zu eliminieren, bevor es zu einer Gefahr werden.
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